Die Entwicklung der Linearbeschleuniger ermöglichte
es, die Art der Strahlung und deren Energie den Erfordernissen der modernen
Medizin anzupassen. Damit lässt sich die Eindringtiefe variieren und eine gute
Feldhomogenität erreichen.
In einem 50 cm langen, geraden und 150 kg schweren Rohr werden Elektronen auf geradem Weg (linear) beschleunigt. Die Beschleunigung wird durch ein elektrisches Hochfrequenzfeld bewirkt. Am Ende der Beschleunigerröhre treten die Elektronen durch ein dünnes Fenster aus, werden durch ein Magnetfeld um 90 bzw. 270 Grad umgelenkt und treffen dann auf ein sogenanntes Bremsstrahlen-Target. Bei der Abbremsung der Elektronen entsteht die hochenergetische Photonen- bzw. Röntgenstrahlung, die dann zu einem möglichst homogenes Strahlenbündel geformt wird. Durch Lamellen im Strahlkopf (wie Jalousien) lässt sich die Strahlenintensität variieren und steuern.
Die gewünschte Strahlung wird während der Behandlungszeit erzeugt. Im Sinne einer Kalibrierung muss das Gerät täglich überprüft werden.
Jeder Patient erhält eine individuelle Therapie. Ausgangspunkt für jede individuelle Therapie ist die genaue Festlegung der Zielpunkte für die Bestrahlung und für die erforderliche Strahlendosis – das sog. dreidimensionale Modell des Patienten bzw. der zu bestrahlenden Körperregion, beim Akustikusneurinom ist das der gesamte Schädel. Basisinformationen liefern dazu Computertomografien (CT) und Magnetresonanztomografien (MRT) und evtl. andere bildgebende Verfahren.
Anhand von Grösse, Form und Lage des Tumors werden Strahlendosen berechnet, um eine möglichst wirkungsvolle Dosis am Tumorgewebe, aber eine minimale Dosis am gesunden Umgebungsgewebe zu erzielen. Am Patientenmodell wird danach die Bestrahlung simuliert. Der Therapiesimulator entspricht in seinem Aufbau dem Therapeutischen Linearbeschleuniger, wobei der Strahlerkopf durch eine Röntgeneinrichtung ersetzt ist.
Die Dosisverteilungen werden somit über mehrfache Optimierungszyklen verfeinert. Am Ende steht ein optimierter dreidimensionaler Bestrahlungsplan.
Die Bestrahlungsdauer ist zwar kurz, eine absolute Ruhigstellung des Körpers bzw. der zu bestrahlenden Körperregion ist aber dennoch anzustreben. Dazu dienen individuell gefertigte Lagerungshilfen wie z.B. spezielle Matratzen und bei der Akustikusneurinom-Bestrahlung Kunststoffmasken.
An das anfangs vielleicht unangenehme Gefühl beim Anlegen der Gesichtsmaske gewöhnt man sich schnell. Die Bestrahlung selbst ist nicht schmerzhaft.
Üblicherweise wird 5 Mal in der Woche bestrahlt, an den Wochenenden und Feiertagen erfolgt keine Behandlung. Die tägliche Bestrahlung mit einer Strahlendosis von 1,8 bis 2,5 Gy dauert in der Regel unter eine Minute; insgesamt verbringt der Patient im Mittel 10-20 Minuten im Bestrahlungsraum (Maske anlegen und positionieren, bestrahlen, Maske ablegen).
Die Bestrahlung erfolgt an mindestens 5 und bis zu 35 Behandlungstagen. Damit wird eine maximale Gesamtdosis von 65 Gy erreicht, was über der Verträglichkeit des Normalgewebes (ca. 10 Gy) liegt, aber wegen der Fraktionierung und der damit gegebenen Erholungszeiten für das gesunde Gewebe möglich wird.
Wegen der geringen Einzeldosen ist die fraktionierte Bestrahlung die für den
Patienten am wenigsten belastende Therapie. Zwischen den Bestrahlungen ist man
voll belastungsfähig. Diesen Vorzug erkauft man sich aber mit einem
wochenlangen Behandlungszeitraum. Einige Wochen oder Monate nach der
Bestrahlung wird eine erste Nachuntersuchung durchgeführt. Danach werden
jährliche Kontrolluntersuchungen festgelegt und durchgeführt.
Die gesamte Planung und Durchführung der Therapie erfolgt durch ein Team von Ärzten, Medizinphysikern, Schwestern und medizinisch-technischen Assistentinnen.
Seit 2003 wird in Deutschland in mittlerweile über 15 Städten,
in der Schweiz in fünf Städten, die sogenannte TomoTherapie praktiziert. Das
ist eine gerätetechnische Kombination von Bildgebung (PET und CT) und
Bestrahlung (vorwiegend fraktionierte Strahlentherapie, als Beschleuniger) und
ermöglicht Bestrahlungsplanung, Bestrahlungsplanänderung und Bestrahlung. Man
könnte es auch «bildgeführte Strahlentherapie» nennen.
Neben der gleichzeitigen Behandlung verschiedener «Objekte», darunter fallen auch Tumoren, werden hier folgende Vorteile angegeben und angestrebt:
Das mögliche Bestrahlungsvolumen wird mit 0,5 - 1,0 cm bis 40 x 160 cm mittleren Durchmesser angegeben.
Auf einer Liege fährt der Patient in eine Röhre; sowohl das CT als auch die Bestrahlung erfolgt durch Geräteköpfe, die 360 Grad um den Patienten kreisen. Es ist auch möglich, die Bestrahlung in einer Sitzung durchzuführen, quasi Radiochirurgie zu betreiben, allerdings mit einem Linearbeschleuniger, nicht mit einer natürlichen Quelle (siehe dazu unter Gamma-Knife und Cyber-Knife).
Wie aus dem Berliner Diagnostisch Therapeutischen Zentrum dtz verlautet,
übernehmen alle Krankenkassen die Kosten dieser Therapie. Es liegen der IGAN noch keine expliziten Berichte über den Erfolg der
Bestrahlung von Akustikusneurinomen vor.
Wer eine Bestrahlung in Erwägung zieht, sollte sich auf den Webseiten der Kliniken erkundigen und im Arztgespräch unbedingt danach fragen. Die Webseiten findet man nach Eingabe des Suchbegriffes Tomo Therapie plus Städtename.
In Deutschland bieten gemäss unserer Recherche folgende Spitäler/Institutionen die Bestrahlung TomoTherapie an:
Sozialstiftung Klinikum, Bamberg
Charité Universitätsmedizin, Berlin
DTZ Diagnostisch Therapeutisches Zentrum, Berlin
Helios Klinikum Berlin-Buch, Berlin
Universitätsklinikum, Bonn
Gemeinschaftspraxis für Strahlentherapie, Böblingen
Strahlentherapie Sana-Klinikum, Duisburg
Universitätsklinikum, Essen
Universitätsklinikum, Freiburg
Martini-Klinik im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg
Universitätsklinikum, Heidelberg
Universitätsklinikum, Jena
Klinikum, Konstanz
Universitätsklinik für Strahlentherapie, Magdeburg
Universitätsklinikum der Technischen Universität München (TUM), München
Universitätsklinikum, Münster